Röhmputsch

Röhmputsch
Röhmputsch
 
Die von der NSDAP schon früh aufgebaute SA (Sturmabteilung), ursprünglich als Saalschutz bei Veranstaltungen gedacht, war nach der Machtübernahme durch die erheblichen Neuaufnahmen (oft verächtlich als »Märzgefallene« bezeichnet) zu einem Millionenheer angewachsen, in dem Vorstellungen von einer weitgehenden sozialen Umgestaltung Deutschlands verbreitet waren. Die Führer der SA, an der Spitze ihr Stabschef Ernst Röhm, ein ehemaliger Offizier, sahen in ihrer straff geführten Organisation den Grundstock einer neuzubildenden Volksmiliz, in die unter ihrer Regie auch die Reichswehr eingegliedert werden sollte. Gegen derartige Pläne und wild kursierende Gerüchte von einer »zweiten Revolution« suchte sich die konservative Reichswehrführung bei Hitler abzusichern. Da Hitler die Generale für seine Aufrüstungs- und Kriegsvorbereitungspläne dringend benötigte, entschied er sich für sie und gegen die sozialrevolutionären Ideen der SA-Führer.
 
Von der SS geschürte Gerüchte über angebliche Putschpläne der SA-Führung nahm Hitler zum Anlass, die gesamte oberste SA-Führung anlässlich einer Führertagung am 30. Juni 1934 verhaften und ohne Gerichtsverhandlung ermorden zu lassen. Die Generale der Reichswehr, denen Hitler nun den Beweis geliefert hatte, dass die Reichswehr als Waffenträger der Nation unbestritten blieb, nahmen es widerspruchslos hin, dass im Zuge der Mordaktionen auch andere alte Widersacher Hitlers beseitigt wurden, darunter zwei Generäle - einer von ihnen war Kurt von Schleicher, der letzte Reichskanzler. Zu den Ermordeten gehörten auch einige der engsten Mitarbeiter des Vizekanzlers von Papen, der ehemalige bayerische Staatskommissar von Kahr zur Zeit des Hitler-Putsches 1923 und innerparteiliche Rivalen (der »linke Flügel« unter Gregor Strasser, vordem Organisationsleiter der NSDAP).
 
Hitler ließ nachträglich durch ein vom Reichspräsidenten von Hindenburg unterzeichnetes Gesetz vom 3. Juli 1934 die Morde »als Staatsnotwehr« für »rechtens« erklären. Um vor der Öffentlichkeit der Mordaktion nachträglich eine moralische Rechtfertigung zu geben, beklagte sich Hitler in einer Reichstagsrede am 13. Juli 1934 über die homosexuellen Neigungen Röhms und anderer SA-Führer. Die SA war für immer entmachtet, aber nun begann der Aufstieg der SS als Eliteformation der Partei.

Universal-Lexikon. 2012.

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